Online Podiumsdiskussion und Buchvorstellung: „The Tokyo Tribunal: Perspectives on Law, History and Memory”

 

Die Internationale Akademie Nürnberger Prinzipien veranstaltete am 30. Oktober 2020 die live online Buchvorstellung des dritten Bandes der Nuremberg Academy Series mit dem Titel „The Tokyo Tribunal: Perspectives on Law, History and Memory", herausgegeben von Viviane E. Dittrich, Kerstin von Lingen, Philipp Osten und Jolana Makraiová. Die Herausgeber_innenstellten das Buch vor, das eine zeitgemäße Neubetrachtung des Tokio-Tribunals bietet, und dankten allen Autor_innen. Das Buch befasst sich mit der historischen, rechtlichen, politischen und kulturellen Bedeutung des Tokio-Prozesses, der vor mehr als 70 Jahren stattfand, und verbindet dabei Perspektiven aus den Rechts-, Geschichts- und Sozialwissenschaften.

Die Anthologie enthält Kapitel der Herausgeber_innen sowie von Gerry Simpson, David M. Crowe, Diane Orentlicher, Diane Marie Amann, Kayoko Takeda, Yuma Totani, Robert Cribb, Donald M. Ferencz, Marina Aksenova, David Cohen, Narrelle Morris, Beatrice Trefalt, Sandra Wilson, Franziska Seraphim, Kuniko Ozaki und Christoph Safferling in dieser Reihenfolge.

An die Buchvorstellung schloss sich eine Podiumsdiskussion an, die von der stellvertretenden Direktorin Dr. Viviane Dittrich moderiert wurde und an der Prof. Kerstin von Lingen (Universität Wien), Prof. Philipp Osten (Keio University), Prof. Gerry Simpson (London School of Economics and Political Science) und Prof. Yuma Totani (University of Hawaii) teilnahmen.

Die Diskussionsteilnehmer_innen erörterten zeitgenössische Perspektiven auf Recht und Geschichte und die sich weiterentwickelnde Literatur über das Tokio-Tribunal – offiziell „Internationales Militärtribunal für den Fernen Osten (IMTFE)“ – einschließlich der wichtigsten Katalysatoren, die zur Wiederbelebung der multidisziplinären Forschung über den Prozess geführt haben. Die Podiumsdiskussion untersuchte dieses lebendige Forschungsfeld, das vor Jahrzehnten in Japan entstand und bahnbrechende wissenschaftliche Studien in japanischer Sprache hervorbrachte. Nach der Jahrtausendwende kam es zu einem Wiederaufleben des Interesses und einer reichen Forschungslandschaft in englischer Sprache.

Darüber hinaus standen die transkulturelle Dimension des Tribunals, das sich aus 11 Richtern und jeweiligen nationalen Anklägern aus 11 Ländern zusammensetzte, und die kulturellen Konnotationen des gesprochenen Rechts im Fokus der Diskussion. Ein weiteres wichtiges Thema war die Würdigung des Tokio-Tribunals in Japan, die Art und Weise, wie an den Prozess erinnert und über ihn geschrieben wurde, sowie seine Bedeutung für die Erinnerungskultur heute. Das in Tokio angewandte Prinzip der individuellen strafrechtlichen Verantwortlichkeit, der vergleichende und besondere Charakter der verfahrensrechtlichen Aspekte der Tokioter und Nürnberger Prozesse sowie die Bedeutung beider Tribunale für die Entwicklung des modernen Völkerstrafrechts wurden ebenfalls gewürdigt.

Am Ende der Podiumsdiskussion wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet, u.a. zum Freispruchsvotum des Richters Pal und zu den Kontroversen um den Prozess, zu den Besonderheiten des Tokio-Tribunals im Vergleich zum Internationalen Militärtribunal von Nürnberg sowie zur Bedeutung der internationalen Strafgerichtsbarkeit und dem Zusammenspiel von Recht und Politik heute.

Sie können das e-Book hier auf der Internetseite der Akademie herunterladen und die gedruckte Ausgabe direkt über die TOAEP Internetseite oder online Buchhändler wie Amazon bestellen.

Hier können Sie die Aufzeichnung des Webinars ansehen.