Öffentlicher Vortrag und Diskussion - Ein Jahrhundertskandal: 100 Jahre Kriegsverbrecherprozesse

 

Auf Einladung der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien hielt Professor Gerry Simpson am 9. September 2019 im historischen Schwurgerichtssaal 600 des Nürnberger Justizpalastes einen Vortrag zum Thema „Ein Jahrhundertskandal: 100 Jahre Kriegsverbrecherprozesse“.

In dem Vortrag analysierte Professor Simpson (Professor für Internationales Recht an der London School of Economics and Political Science; Fellow der British Academy) wegweisende Kriegsverbrecherprozesse, die während der letzten 100 Jahre stattgefunden haben, und zeigte die Verdienste und Grenzen des Systems der internationalen Strafjustiz auf. Hierbei verwendete er verschiedene Beispielen, u.a. die Verurteilung und Hinrichtung von Edith Cavell während des Ersten Weltkriegs, den Friedensvertrag von Versailles und das Versäumnis der Niederländer 1919 Kaiser Wilhelm II. auszuliefern, die Moskauer Prozesse von 1936 bis 1938, die Nürnberger Prozesse 1945-46, den Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 in Jerusalem, den Prozess gegen Klaus Barbie 1987 in Lyon und das Versagen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen im Jahr 2015, eine Resolution zur Einsetzung eines internationalen Ad-hoc-Tribunals zur Untersuchung des Abschusses des Fluges MH17 im Juli 2014 zu verabschieden.

Unter Hinweis auf die Gerechtigkeitsbegriffe in Sloan Wilsons „The Man in the Grey Flannel Suit“ (1955) und JM Coetzees „Waiting for the Barbarians“ (1980) hinterfragte Professor Simpson die gängige Vorstellung von Gerechtigkeit und reflektierte das Zusammenspiel von Recht, Gerechtigkeit und Politik sowie zwischen Geschichte und Erinnerung. Er untersuchte ebenfalls das Verhältnis zwischen politischem Opportunismus und dem beabsichtigten Universalismus der internationalen Strafjustiz sowie die Anforderungen der Rechtsstaatlichkeit im Allgemeinen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine von Dr. Viviane Dittrich, der stellvertretenden Direktorin der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien, moderierten Diskussion, gefolgt von einer lebhaften Interaktion mit dem Publikum über die aktuellen Herausforderungen des internationalen Strafrechts angesichts den Lehren und Vermächtnissen der verschiedenen historischen Kriegsverbrecherprozesse.

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