Am 28. Mai 2025 unternahm das Team der Akademie zusammen mit Mitarbeiter:innen des Memoriums Nürnberger Prozesse, des Oberlandesgerichts Nürnberg und weiteren Gästen eine Führung über den Alten Jüdischen Friedhof in Nürnberg. Ziel der Führung war es, nicht nur über den Friedhof selbst, sondern auch über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Nürnberg zu informieren.
Die Besucher:innen erfuhren, dass die jüdische Bevölkerung 1499 aus Nürnberg vertrieben wurde und 351 Jahre lang nicht mehr in die Stadt zurückkehren durfte. Erst 1850 erlaubte der Magistrat der Stadt ihnen, sich als Bürger:innen in Nürnberg niederzulassen. Da die Zahl der jüdischen Einwohner:innen stetig zunahm und der jüdische Friedhof in Fürth an seine Kapazitätsgrenzen stieß, wurde 1864 der „Alte Jüdische Friedhof“ an der Bärenschanzstraße angelegt. Obwohl der Friedhof in den 1920er Jahren offiziell für voll erklärt wurde, wurden bis in die 1940er Jahre hinein Beerdigungen in Familiengräbern vorgenommen.
Die überwiegend deutschsprachigen Inschriften —im Gegensatz zu den traditionellen hebräischen— spiegeln wider, dass die jüdische Gemeinde in Nürnberg sowohl reformiert als auch stark assimiliert war. Die kunstvolle Gestaltung der Grabsteine deutet außerdem darauf hin, dass die ersten jüdischen Bürger, die sich in der Stadt niederließen, zu wohlhabenden und prominenten Familien gehörten. Um sich von diesen Praktiken zu distanzieren, richtete die orthodoxe Gemeinde später ihren eigenen Friedhof ein. Während der NS-Zeit wurden alle Metallgegenstände aus den Gräbern für die Kriegsindustrie geplündert. Ein Großteil der Schäden an den Grabsteinen entstand jedoch bei den alliierten Bombenangriffen auf Nürnberg sowie durch späteren Vandalismus. Da viele der Bestatteten nur noch wenige oder gar keine Nachkommen in Deutschland haben, wurden einige Grabsteine nie repariert. (ms/pg)