Die Internationale Akademie Nürnberger Prinzipien organisierte in Zusammenarbeit mit dem Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 7. und 8. Mai 2021 eine internationale Konferenz zum Thema „Verbot, Verfolgung und Verhinderung von Verschwindenlassen“. Ursprünglich für Mai 2020 geplant, beschlossen die Organisatoren die Konferenz wegen des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie zu verschieben und in diesem Jahr eine Online-Konferenz abzuhalten.
Angesichts des Unglücks und der strukturellen Brüche, die so viele Gesellschaften durch das Verschwindenlassen erlitten haben, sind die traumatischen Folgen des ungewissen Schicksals vieler Menschen immer noch jeden Tag präsent. Verschiedene Forschungsrichtungen untersuchen das Verschwindenlassen, darunter die Geschichtswissenschaft, die Rechtswissenschaft und die Politikwissenschaft. Diese Konferenz bot Gelegenheit darüber zu diskutieren, wie wichtig es ist systematische Verhaftungen, Festnahmen, Entführungen und andere Formen der Freiheitsberaubung zu verhindern, zu untersuchen und zu versuchen sie wiedergutzumachen, ohne dass dabei das Schicksal und der Aufenthaltsort der Verschwundenen offengelegt wird.
Die internationale Konferenz gab einen Überblick über das Konzept des Verschwindenlassens von Personen und seine Ursprünge und konzentrierte sich dann auf drei Schlüsselthemen in der aktuellen Debatte zu diesem Thema: neue Formen des Verschwindenlassens, die Pflichten des Staates bei der Untersuchung und Verhinderung von Verschwindenlassen und die Verfolgung des Verbrechens auf internationaler und nationaler Ebene.
Die Eröffnungsrede hielt Prof. Olivier de Frouville, Professor für Öffentliches Recht, Université Panthéon-Assas (Paris II); Direktor des Pariser Forschungszentrums für Menschenrechte und humanitäres Recht; Vizepräsident des Ausschusses der Vereinten Nationen gegen das Verschwindenlassen.
Im Anschluss wurden diese Themen in vier Podiumsdiskussionen behandelt:
- Panel I: Historical Origins of the Crime of Enforced Disappearances and Its Legal Concept
- Panel II: Disappearances of Migrants as a Challenge for International Human Rights Law and Humanitarian Action
- Panel III: Determining the Fate of the Disappeared and Investigating Perpetrators
- Panel IV: Prosecuting Enforced Disappearances at the National and International Levels
Die Redner_innen sprachen das Verschwindenlassen als Menschenrechtsverletzung und als Verbrechen an und diskutierten, wie wichtig es ist, das Verschwindenlassen von Personen zu sanktionieren und zu kriminalisieren. Die Konferenz bot ein Forum für führende internationale Experten_innen und Praktiker_innen um kritisch zu diskutieren, welche Lehren aus den Ursprüngen, der Entwicklung und den praktischen Erfahrungen des Verschwindenlassens gezogen werden können um die Menschenrechte und das internationale Strafrecht voranzubringen.
Bestätigte Redner_innen sind Verénica Hinestroza (unabhängige Expertin); Ana Lorena Delgadillo Pérez (Fundacion para la Justicia y el Estado Demtrético de Derecho); Prof. Barbara Frey (University of Minnesota); Andreas Schüller (European Centre for Constitutional and Human Rights); Dr. Dilek Kurban (Hertie School); Prof. Gabriella Citroni (University of Milano-Bicocca); Luciano Hazan (Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen gegen erzwungenes oder unfreiwilliges Verschwindenlassen); Dr. Rainer Huhle (früher im Ausschuss der Vereinten Nationen gegen das Verschwindenlassen); Barbara Lochbihler (Ausschuss der Vereinten Nationen gegen das Verschwindenlassen); Dr. Grazyna Baranowska (Polnische Akademie der Wissenschaften) und Julieta Solano (International Criminal Court).
Die Konferenz bestand aus einer Reihe von Sitzungen im Zoom-Webinar-Format um Interessierte virtuell zusammenzubringen und mögliche Antworten auf das Verschwindenlassen von Personen zu untersuchen.
Das Programm der Konferenz finden Sie hier (Download pdf).