Mit großer Trauer hat die Internationale Akademie Nürnberger Prinzipien die Nachricht vom Tod des ehemaligen Anklägers der Nürnberger Prozesse Benjamin „Ben“ Ferencz am 7. April 2023 im Alter von 103 Jahren vernommen. Direktor Professor Dr. Christoph Safferling sprach der Familie Ferencz, im Namen des gesamten Teams, tief empfundenes Beileid aus.
Mit Ben Ferencz verliert die Welt nicht nur den letzten Zeitzeugen aus dem Kreis der Ankläger bei den Nürnberger Prozessen, sondern vor allem auch einen außergewöhnlichen Menschen, der schmerzlich vermisst werden wird. Seine Lebensleistung verdient den höchsten Respekt und wir sind froh über all die Gelegenheiten, bei denen wir Ben Ferencz erleben konnten, nicht zuletzt durch seine aktive Mitwirkung an Veranstaltungen der Akademie, betonte die Stellvertretende Direktorin Dr. Viviane Dittrich. Ein unvergesslicher Moment war natürlich, dass er es sich nicht nehmen ließ, am Tag seines 101. Geburtstags live an unserer online-Veranstaltung zu seinen Ehren teilzunehmen.
Die bis zuletzt leidenschaftliche Art und Weise, mit der er sich gemäß seinem Leitsatz „Law not war“ („Recht statt Krieg“) unermüdlich für die Rechtstaatlichkeit und gegen den Krieg einsetzte, machte ihn generationenübergreifend zu einem Vorbild. Wir werden sein Andenken in Ehren halten und uns weiter dafür einsetzen, das moderne Völkerstrafrecht als Vermächtnis der Nürnberger Prozesse weltweit zu befördern.
Ben Ferencz wurde 1920 in Transsilvanien geboren, emigrierte als Kind mit seiner Familie in die USA und schloss erfolgreich ein Jurastudium in Harvard ab. Im Jahr 1944 landete er als Soldat mit den alliierten Truppen in der Normandie. Er wurde mit der Sicherung von Beweismitteln zu Nazi-Kriegsverbrechen betraut, wodurch auch die Nürnberger Prozesse vorbereitet wurden. Für den Nürnberger Einsatzgruppenprozess 1947/48 wurde Ferencz zum US-Chefankläger berufen. Nach dem Ende der Nürnberger Prozesse arbeitete er über viele Jahre für Opferverbände von Überlebenden und Hinterbliebenen des Holocaust. Er setzte sich jahrzehntelang nachdrücklich für die Idee und Einrichtung eines ständigen Internationalen Strafgerichtshofs zur Ahndung von Völkerrechtsverbrechen ein, der schließlich 2002 in Den Haag seine Arbeit aufnahm.